Examensvorbereitung Jura – Klausuren
Erfahrungsbericht, Vorschläge,Tipps zur Vorbereitung auf die Klausuren.Infos zum Lernplan.
Die Vorbereitung auf die Examensklausuren im ersten juristischen Staatsexamen ist Gegenstand dieses Beitrages und ergänzt die unter Juristische Ausbildung sowie Examensvorbereitung veröffentlichten Beiträge.
Wie bereite ich mich nun eigentlich richtig auf das erste juristische Staatsexamen vor? Das ist eine Frage, die sich jeder Student spätestens gegen Ende des Studiums immer wieder stellt. Der Grund dafür liegt auf der Hand:
Während des Studiums wird der Student mit einer Masse an Stoff überschüttet, wie es aus meiner Sicht in fast keinem anderen Studium der Fall ist. Es wird erwartet, dass der Student Unmengen an Fachwissen hat und auch undendlich viele Normen, Auslegungsstreitigkeiten und Problemstände kennt, die so manch ein Fachanwalt oder Professor wohl nur schwer verstehen mag und am besten auch noch im Schlaf beherrscht. Es wird erwartet, dass Fluten von Schemata und Definitionen mit diversen Unterdefinitionen gekannt, gekonnt und richtig angewandt werden.
Von „Nichtjuristen“ hört man dann oft „Was lernt ihr denn da, es steht doch alles in euren Büchern.“ oder „lernt ihr das auswendig?“ oder „Das wär mir zu trocken“. Das sind Fragen und Aussagen, über die man spätestens als Examenskandidat eigentlich nur noch schmunzeln kann. Fest steht, den Jurastudenten wird enorm viel abverlangt und das wissen wohl auch alle die diesen Aufsatz angefangen haben zu lesen und letztendlich sieht der Examenskandidat sich nach dem Studium in einer enormen Drucksituation, die oft nur schwer zu meistern ist. Nicht umsonst schlagen sich die Studenten ganze Tage und Nächte in der Bücherei oder an ihren Schreibtischen um die Ohren!
Als Jurastudent stellt man dann vor dem Examen fest, dass einem in der Uni sehr viel Stoff beigebracht wird, bei weitem aber nicht alles Wichtige, aber wie man richtig lernt oder sich am besten auf das Examen vorbereitet, das erklärt einem an der Uni niemand. Da heißt es dann Jura ist ein Selbststudium! Und das merkt der Student dann auch spätestens vor den schriftlichen Examensklausuren.
Das ist der Grund für meinen Aufsatz. Ich will versuchen euch eine Vorbereitungshilfe für das erste Staatsexamen als eine Art Leitfaden an die Hand zu geben, indem ich euch wichtige Hinweise zur richtigen Vorbereitungs- und Arbeitsweise gebe und euch versuche dadurch ein wenig die Angst zu nehmen, damit ihr erfolgreich aus dem ersten juristischen Staatsexamen geht! Vorab ist aber wohl noch zu erwähnen, dass die Vorbereitungszeit schon auf Grund der Tatsache, dass nicht jeder gleich schnell und auf dieselbe Art und Weise gut lernen kann wohl kaum in ein Idealschema gepresst werden darf, nachdem sich dann ein Student richtet und erfolgreich abschließt. Allerdings gibt es mit Sicherheit einige Dinge die wohl in dieser Vorbereitungszeit besonders elementar für so ziemlich jeden Examenskandidaten sind und auf diese möchte ich euch mit diesem Aufsatz hinweisen. Dieser Aufsatz ergänzt die zur Juristischen Ausbildung bereits erschienen Beiträge.
I) Das schriftliche Examen
Die erste Hürde die es nach dem Studium für den Jurastudenten zu meistern gilt ist das erste juristische Saatsexamen. Dieses teilt sich in einen schriftlichen und einen mündlichen Teil. Im ersten Teil dieses Aufsatzes möchte ich mich mit dem schriftlichen Teil befassen. Mit der Herangehensweise an die mündliche Prüfung möchte ich mich in einem weiteren Aufsatz befassen, da der Student für die mündliche Prüfung aus meiner Erfahrung heraus eine völlig andere Vorbereitung benötigt als für die schriftliche Prüfung. Daher soll sich dieser Aufsatz erst einmal auf die Vorarbeit bezüglich der schriftlichen Prüfungen konzentrieren
1) Schwerpunkt vorab oder im Anschluss?
Viele Studenten kämpfen zu allererst mit der Frage ob es eher sinnvoll erscheint die universitäre Schwerpunktprüfung vor der staatlichen Pflichtfachprüfungen zu absolvieren, oder eher danach. Natürlich ist das eine Entscheidung, die jeder für sich individuell treffen muss, doch gibt es einige Vor- oder Nachteile die ich hier einmal erwähnen möchte. Ich persönlich habe meinen Schwerpunkt vor dem Examen gemacht. Das hatte den Vorteil, dass ich den Stoff, den ich im Rahmen des Schwerpunktes gelernt hatte, dann auch im Examen parat hatte. All diejenigen, die ihre Schwerpunktsprüfung erst nach dem Examen ablegen haben sicherlich nicht den Vorteil, dass sie dann den gelernten Stoff auch im Examen verwenden könnten. Insofern macht es aus meiner Sicht zumindest dann Sinn, den Schwerpunkt vor dem Examen zu absolvieren, wenn man einen Schwerpunkt gewählt hat, der auch im Examen eventuell Prüfungsstoff sein könnte. Natürlich ist der Stoff aus dem Schwerpunktbereich oft eh viel zu tiefgreifend, als dass er in diesem Maße Examensstoff werden würde, jedoch werden oft Grundzüge aus diversen Schwerpunkten auch im Examen geprüft. So besteht durchaus die Möglichkeit, dass Verbraucherschutzrecht oder AGB Recht im Examen in einer Klausur abgeprüft werden oder Grundzüge aus dem Gesellschaftsrecht etc. Hat man einen solchen Schwerpunkt besucht, so hat man dann in der Klausur einen gewaltigen Vorteil gegenüber den anderen Kandidaten.
Weiterhin erschien es mir schon deshalb von Vorteil den Schwerpunkt vor dem Examen hinter mich zu bringen, weil die Motivation nach dem Examen höchstwahrscheinlich gering sein wird, sich gleich erneut in eine neue Prüfungs- und Drucksituation zu begeben.
Allerdings bestehen auch Vorteile, wenn man die staatliche Prüfung zuerst ablegt. Der Vorteil, der einem zu allererst in den Kopf kommt ist Sicherlich, dass man früher fertig wird und auch zeitlich noch näher an den Großen Übungen (Großen Scheinen) und damit am Lehrstoff der Universität dran ist, wenn man ins Examen geht. Dadurch ist man näher an dem Grundstoff, der hohe Examensrelevanz hat. Weiterhin hat die Teilnahme an einem Schwerpunkt nach dem Examen den Vorteil, dass die Wartezeit zwischen 1. Juristischer Staatsprüfung und Referendariat durch das Ablegen der Schwerpunktprüfung sinnvoll genutzt und hierdurch überbrückt werden kann.
Auf der anderen Seite erprobt sich der Student auch schon während des Schwerpunkt in der Handhabung enormer Drucksituationen und eine solche Drucksituation ist das Examen allemal. So hat man im Schwerpunktbereich nicht nur eine Hausarbeit oder Klausur, sondern auch zumeist das erste Mal während des Studiums eine mündliche Prüfung. Diese Übung ist von Vorteil, da auch im Examen eine mündliche Prüfung auf den Studenten zukommt.
Für euch selbst solltet ihr diese Vor und Nachteile abwägen und überlegen, ob ihr tatsächlich nach dem Examen dann auch noch die Kraft besitzt gleich wieder in den Schwerpunkt zu gehen. Die meisten Kandidaten sind nach dem 1. Juristischen Staatsexamen recht ausgebrannt und ihnen fehlt die Kraft um sich letztendlich gleich wieder in einen neuen Lernabschnitt zu stürzen. Wie ihr euch letztendlich entscheidet, bleibt natürlich im Endeffekt euch überlassen.
2) Überblick verschaffen
Wenn ihr euch entschieden habt, ob ihr die Schwerpunktprüfung nun vorab oder erst im Anschluss an das Examen ablegen möchtet stellt sich sogleich die nächste Frage: Wie geht man nun als Student an das schriftliche Examen nun am besten heran? Aus meiner Sicht ist es erst einmal wichtig, dass ihr euch einen Überblick darüber verschafft, was ihr eigentlich bis zum Examen können müsst. Am besten kann man dies herausbekommen, wenn man mal einen Blick in die für euer Prüfungsland einschlägige Ausbildungs- und Prüfungsordnung wirft. Hier ist oft eine Auflistung der folgenden Art zu finden:
Prüfungsstoff:
Aus dem BGB:
Es folgt dann eine Auflistung der Gebiete
Aus dem StGB
Es folgt dann erneut eine Auflistung der Gebiete
Aus dem öffentlichen Recht
Es folgt dann erneut eine Auflistung der Gebiete
……..diese Auflistungen setzen sich dementsprechend fort……..
Für die Kandidaten aus Berlin: Ihr findet den Prüfungsstoff hier.
An dieser Stelle findet ihr nicht nur eine Auflistung des Prüfungsstoffes, den ihr beherrschen müsst, sondern die Gebiete werden manchmal auch mit kleinen Buchstaben versehen wie z.B. mit einem (G)oder einem (R). Bei Gebieten, die mit dem Buchstaben (G) gekennzeichnet sind, werden bei den Studenten nur Grundzüge abgeprüft. Grundzüge erfordern das Verständnis der gesetzlichen Systematik und Kenntnisse über Sinn und Inhalt der wesentlichen Vorschriften und Rechtsinstitute. Bei Gebieten, die mit dem Buchstaben (R) gekennzeichnet sind, sind darüber hinaus Kenntnisse der Rechtsprechung und Lehre zu theoretisch oder praktisch bedeutsamen Rechtsfragen erforderlich.
Nutzt zunächst einmal diese Möglichkeit euch einen Überblick zu verschaffen. Viele Examenskandidaten schreiben das Examen ohne auch nur ein einziges Mal einen Blick in die Prüfungsordnung ihres Landes geworfen zu haben. Für euch ist das besonders Hilfreich, nicht nur, weil ihr hierdurch eine Zusammenfassung der Gebiete erhaltet, die ihr beherrschen müsst, sondern auch, weil ihr einen Überblick über das erhaltet, was ihr nicht können müsst. Und bekanntlich interessiert das den Examenskandidaten ja umso mehr.
3) Repetitorium oder auf eigene Faust?
Als nächstes solltet ihr euch überlegen, ob ihr ein Repetitorium, also einen Kurs zur Examensvorbereitung besuchen wollt, oder ob ihr lieber auf eigene Faust die Examensvorbereitung in die Hand nehmen wollt.
Der Vorteil eines Repetitoriums liegt darin, dass diese oft schon sehr lange Examenskandidaten betreuen und daher oft besser als der Student einschätzen können welche Abschnitte aus den einzelnen Rechtsgebieten Examensrelevant sind und welche eher nicht. Für den Studenten ist das oft schwer alleine zu differenzieren. Zudem habt ihr gleichzeitig auch eine Anlaufstelle für Fragen, die ihr evtl. im Laufe eurer Examensvorbereitung habt. Natürlich sind diese Kurse nicht ganz billig, meiner Ansicht nach sind sie aber durchaus sinnvoll. Das Geld ist mit Sicherheit gut investiert. Da es eine Fülle von Repetitorien gibt, solltet ihr euch überlegen, ob ihr lieber in Kleineren Gruppen arbeitet oder gar Einzelunterricht nehmt oder ob ihr auch damit zurecht kommt, wenn ca. 30-70 andere Studenten mit euch im Raum sitzen. Je nachdem solltet ihr euch daher ein entsprechendes Repetitorium suchen. Oft kann man dort Probehören und muss sich nicht sofort entscheiden. Die Repetitorien sind auch unterschiedlich aufgebaut: Manche behandeln an einem Tag ausschließlich 1 Rechtsgebiet, andere haben mehrere Blöcke am Tag, in denen dann unterschiedlich Rechtsgebiete bearbeitet werden. Manche davon finden nur vormittags statt, dafür aber an mehreren Tagen in der Woche, andere wiederum haben an manchen Tagen bis nachmittags Kurse dafür aber weniger oft. Ihr solltet euch auf jeden Fall mal ein paar Probestunden anhören und überlegen ob euch die Repetitoren gefallen und ihr die Unterlagen einigermaßen übersichtlich findet. Ihr solltet, wenn ihr finanziell nicht die Mittel habt ein Repetitorium zu finanzieren auch einmal prüfen, ob eure Universität nicht ein kostenloses Universitätsrepetitorium anbietet. Oft ist das der Fall. Sicherlich hört man oft das Universitätsrepetitorium sei wesentlich schlechter als die privaten Repetitorien, allerdings kann man das so pauschal nicht sagen. Auch das Universitätsrepetitorium kann vollkommen ausreichend sein. Hört ein- oder zweimal Probe und sprecht mit Freunden, die vor euch schon das Examen geschrieben haben und fragt diese nach Erfahrungsberichten und ihren Meinungen. Oft haben alle Repetitorien ihre Vor- und Nachteile, die ihr dann für euch selber abwägen solltet um festzustellen ob, und wenn ja welches Repetitorium für euch das richtige ist.
4) Einen Zeitplan erstellen!
Wenn ihr euch einen Überblick verschafft habt und euch überlegt habt, ob ihr ein Repetitorium besuchen möchtet solltet ihr euch als Nächstes einen Zeitplan erstellen. Die gesamte Vorbereitungszeit sollte meiner Ansicht nach zwischen einem halben und anderthalb Jahren betragen. Oft ist es so, dass auch die Repetitorien Kurse haben, die insgesamt über ein ganzes Jahr hinweg dauern. Manche Repetitorien bieten aber auch 5 oder 9 Monatskurse an. Je nachdem ob und wenn ja für welches Repetitorium ihr euch dann entscheidet solltet ihr euch die Tage, an denen ihr keinen Unterricht habt sinnvoll einteilen.
Euer Zeitplan sollte vielmehr nur grobmaschig sein als zu detailliert. Investiert etwas Zeit darin, aber auch nicht zu viel, denn ihr werdet mit Sicherheit feststellen, dass man oft in Tagen/Wochen/Monaten nicht so viel schafft wie man anfangs dachte. Überlegt euch vielmehr Folgendes:
Im Prinzip gibt es vier große Gebiete die ihr behandeln solltet: Strafrecht/ Ö-recht/ Zivilrecht/ Nebengebiete. Ihr müsst euch nun überlegen, ob es für euch besser ist an einem Tag nur ein Rechtsgebiet wie z.B. Strafrecht zu lernen und an einem anderen Tag nur öffentliches Recht? Oder seid ihr der Ansicht, dass ihr an einem Tag zwei oder sogar drei bis vier Rechtsgebiete abhandeln könntet, dafür aber dann jeweils weniger lange?
Meiner Erfahrung nach ist es nicht besonders sinnvoll an einem Tag lediglich ein einziges Rechtsgebiet abzuhandeln, da ihr dann zwischen den Rechtsgebieten mehrere Tage lang Pause einlegt bis ihr es wieder behandelt und dadurch oft gar nicht mehr wisst wo ihr letztlich stehen geblieben wart, geschweige denn, was ihr eigentlich gelesen hattet. Das Gehirn wird überflutet mit Lehrstoff, insbesondere, da ihr höchstwahrscheinlich ganze Rechtsgebiete noch gar nicht behandelt haben werdet, wenn ihr in die Examensvorbereitung geht. Daher solltet ihr versuchen mindestens zwei Rechtsgebiete am Tag abzuhandeln. Ich habe mir damals die oben benannten vier Blöcke eingerichtet und zwar:
Block1: Strafrecht
Block2: Zivilrecht
Block3: Öffentliches Recht
Block 4: Gemischtes Recht (Auch bezeichnet als Nebengebiete wie Familien- Arbeits- Handels- und Gesellschaftsrecht, Prozessrecht etc.)
Ich habe dann an einem Tag immer mindestens zwei Blöcke bearbeitet, am darauffolgenden die anderen beiden Blöcke. Am dritten Tag habe ich wieder mit den ersten beiden Blöcken weitergemacht. Ein Block hatte jeweils ca. 3,5 Stunden und dazwischen habe ich eine Stunde Mittagspause gemacht. Das waren 7 Stunden Lernzeit am Tag. Fangt ihr um 9:00 Uhr damit an, so habt ihr um 17:00 Uhr euer Lernpensum geschafft, wenn ihr 1 h Mittagspause macht. Ich persönlich habe das als relativ angenehm empfunden, weil ich dann auch etwas Freizeit hatte.
Sinnvoll erscheint es mir bis heute, sich im Anschluss an das Repetitorium ausschließlich mit dem zu befassen, was ihr dort behandelt habt, insbesondere um den Anschluss in keinem Fall zu verlieren. Oft bekommt ihr dort auch Unterlagen mit nach Hause, die ihr selbständig aufarbeiten müsst. Das solltet ihr keinesfalls schleifen lassen.
Das Repetitorium findet aber nicht jeden Tag in der Woche statt. Meistens sind es nur drei Tage an denen Unterricht ist. Und für die restlichen freien Tage, genau für diese solltet ihr euch den Lernplan machen, denn über das Repetitorium hinaus müsst ihr in jedem Fall auch selbständig arbeiten. Habt ihr an drei Tagen in der Woche Unterricht, so bleiben euch vier um selbständig zu lernen. Ihr solltet einen Vormittag davon freihalten um Klausuren zu schreiben. Dazu komme ich weiter unten.
Wie ihr euch den Zeitplan einteilt bleibt euch natürlich überlassen. Allerdings ist es auch deshalb Sinnvoll nicht nur ein Rechtsgebiet am Tag abzuhandeln, weil ihr bei mehreren Blöcken am Tag automatisch öfter Themen wiederholt, weil ihr euch jeden Tag bzw. jeden zweiten. Tag wieder in das Rechtsgebiet eindenken müsst, um festzustellen, wo ihr stehen geblieben wart. Fest steht für euch, dass ihr die vier oben benannten Blöcke abhandeln müsst. Wie ihr das im Einzelnen auf die Wochentage verteilt ist letztlich eine Typfrage und ganz sicher jedem selbst überlassen und natürlich auch davon abhängig ob ihr letztlich parallel ein Repetitorium besucht oder nicht oder ob ihr evtl. noch einmal die Woche eine Klausur schreiben wollt oder nicht. In jedem Fall solltet ihr euch grobmaschig einen Lernplan erstellen der zunächst nur die Aufteilung der vier Rechtsgebiete auf die verbleibenden Tage und die Stundenanzahl festlegt. Fangt nicht an bis ins Detail aufzuschreiben welche Themen innerhalb eines Rechtsgebietes ihr genau behandeln wollt. Das wird zu viel und bei der Fülle an Themen würdet ihr überflüssig Zeit verlieren. Und auch wenn es eine unangenehme Prophezeiung ist, ihr würdet früher oder später eh aus eurem eigenen Lernplan fallen, weil ihr mit Sicherheit mal an einem Tag euer Pensum nicht schaffen werdet oder gar mehr.
5) Eventuell individuelle Examensplanung / individueller Lernplan
Ihr solltet überlegen, ob ihr euch eventuell einen individuellen Examensplan erstellen lasst, wenn ihr feststellt, dass ihr selber nicht dazu in der Lage seit euch einen handhabbaren Vorbereitungsplan zu erstellen. Der Vorteil einer solchen professionellen Hilfe bei erstellen eines Lernplanes liegt darin, dass dieser Lernplan dann an euren speziellen Lerntyp angepasst werden kann. Es gibt die verschiedensten Lerntypen, begonnen bei den Personen, denen es sehr leicht fällt Dinge auswendig zu lernen (Auswendiglerner), über die Kandidaten, die sich bei mangelndem Verständnis für ein Gebiet auf diesem überhaupt nicht mehr zurecht finden (Verständnislerner). Weiterhin gibt es Menschen, die besser über visuelle Wahrnehmung lernen (Visueller Lerntyp) oder auch Kandidaten, denen es leichter Fällt Dinge zu lernen, wenn sie diese hören (Audio Lerntyp) oder durch ständiges Abfragen lernen. Auch gemischte Lerntypen sind häufig (z.B. Audio- Visuelle Lerntypen). Eine professionelle Erstellung eines Lernplans beinhaltet die Möglichkeit, dass ein explizit auf euren Lerntyp abgestimmtes Vorbereitungsprogramm für euch und mit euch gemeinsam erarbeit wird um ein bestmögliches Ergebnis während der Vorbereitungszeit zu erzielen. Für euch ist das auch aus dem Grunde besonders sinnvoll, da wie oben bereits erklärt die Repetitorien nicht immer die gleiche Anzahl von Tagen in der Woche unterrichten und auch unterschiedlich in der Blockeinteilungen sind. Solltet ihr euch für die Teilnahme an einem Repetitorium entschieden haben, so bietet die individuelle Erstellung eines Lernplanes die Möglichkeit euer Wochenprogramm explizit und individuell auf euch zugeschnitten zu timen. Ihr selbst spart euch hierdurch eine Menge Zeit und könnt dadurch sicher sein, dass euch jemand einen realisierbaren Plan an die Hand gibt, mit dem ihr, wenn ihr euch daran haltet auch alle Gebiete abdecken könnt, die ihr bis zum Examen können müsst. Die Hinweise die ich euch anhand dieses Aufsatzes im Hinblick auf die Erstellung eines Lernplanes mit an die Hand geben kann sind nur bedingt tauglich euren individuellen Lerntyp mit in die Planung einzubeziehen. Jeder Mensch lernt anders und eine Generalisierung ist quasi unmöglich. Daher kann ich jedem eine individuelle Lernplanerstellung mit Hilfe von Profis nur ans Herz legen. Dies spart es euch selbst herauszufinden welche Gebiete ihr für das Examen erarbeiten müsst und diese dann selbst mühsam sinnvoll auf Wochenstunden aufzuteilen und das Ganze dann auch noch in einem Lernplan nieder zuschreiben, der für euch am Ende auch noch machbar ist und den ihr nicht zunächst mühsam erarbeit, im nächsten Moment aber auch gleich wieder nicht einhalten könnt und damit in die nächste Ecke legt. Das Team von Jura Individuell kann euch dabei helfen einen auf euch direkt abgestimmten Vorbereitungsplan zu erstellen. bei Interesse könnt ihr euch einen solchen Lernplan erstellen lassen. Kontaktaufnahme ist hier möglich.
6) Skripte oder Lehrbücher?
Wenn ihr das erst einmal getan habt solltet ihr euch überlegen, wie ihr an den freien, neben dem Repetitorium verbleibenden Tagen parallel und entsprechend eurem Zeitplan lernen wollt. Wichtig ist erst einmal: Es gibt nicht nur Lehrbücher, sondern auch Skripte. Diese Skripte sind spezielle für die Examensvorbereitung konzipierte Zusammenfassungen des wichtigsten Stoffes aus den Lehrbüchern. Oft ist es auch so, dass die Repetitorien zusätzlich Unterlagen austeilen, die Durchgearbeitet werden sollten. Wie oben erwähnt würde ich empfehlen dies an den Tagen des Repetitoriums selbst zu tun, nicht nur, weil ihr dann noch näher am Stoff seid, sondern weil ihr die restlichen Tage für eure selbständige Arbeit benötigen werdet. Von Lehrbüchern würde ich persönlich eher abraten. Im Rahmen der Examensvorbereitung enthalten diese zu viele nicht examensrelevante Ausführungen und sind zum Großteil zu detailliert. Mit den Lehrbüchern könnt ihr jedoch parallel arbeiten und darauf zurückgreifen, wenn ihr einen Streitstand mal näher aufarbeiten wollt oder ein Thema euch besonders interessiert oder für euch examensrelevant ist. Ansonsten sind meiner Erfahrung nach Skripten in der Examensvorbereitung sinnvoller, da sie den examensrelevanten Stoff gut von dem weniger examensrelevanten Stoff trennen und Streitstände kürzer und bündiger darstellen. Aber auch von den Skripten gibt es eine Vielzahl, denn diverse Verlage bieten Skriptenreihen an. Meiner Ansicht nach ist es Sinnvoll sich eine Skriptenreihe zu wählen und dann anhand dieser den Stoff aus den Repetitorien aufzuarbeiten. Weniger sinnvoll erscheint es mir persönlich hingegen mit diversen Skripten von verschiedenen Verlagen zu arbeiten, da diese oft in ihrem Aufbau untereinander variieren, was schnell zu Verwirrung führen kann.
Auch die Anschaffung dieser Skripten ist nicht ganz billig und mit Sicherheit werdet ihr nicht alle Skripten eines Verlages bis zum Examen durcharbeiten können. Überlegt euch daher ob und wenn ja welche Skripten ihr wohl benötigen werdet und erkundigt euch, ob euer Repetitorium parallel solche speziell für die Examensvorbereitung herausgegebenen Skripten produziert und ihr eventuell Preisnachlässe erhaltet, wenn ihr auch an dem Repetitorium teilnehmt. Eventuell nehmt ihr euch erst einmal das entsprechende Skript was in eurer Universitätsbibliothek vorhanden ist und prüft, ob ihr damit arbeiten könnt und ob es euch gefällt, bevor ihr gleich alle Skripten eines Verlages kauft und später nicht einmal damit arbeitet.
7) Klausuren Schreiben
Habt ihr euch entschieden ob ihr ein Repetitorium besuchen möchtet und euren Zeitplan grob gegliedert und zudem entschieden ob und mit welchen Büchern ihr den Stoff aus dem Repetitorium näher aufarbeiten wollt, so solltet ihr euch innerhalb eures Zeitplanes Dringend einen Tag in der Woche Zeit nehmen um eine Probeklausur zu schreiben. Man hört es immer wieder- Klausuren schreiben ist das A und O der Examensvorbereitung.
Macht nicht den Fehler zu denken im Examen würde eventuell eine eurer bereits geschriebenen Probeklausuren laufen. Das ist enorm unwahrscheinlich. Vielmehr wird euch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in den Klausuren immer wieder eine Thematik begegnen, die ihr vorher so noch nicht kennen gelernt habt. Aber genau das ist es, was ihr beim Klausurenkurs trainiert nämlich den Umgang mit euch bisher völlig unbekannten Fallvarianten. Es ist enorm wichtig sich darauf einzustellen, wie man in einer solchen Situation mit dem Fall umgeht. Denkt nicht, es würde keinen Sinn machen Klausuren zu schreiben, wenn man noch große Lücken hat. Das ist falsch! Das Klausuren schreiben gibt euch die Gelegenheit euch zu einem Thema schriftlich zu äußern, von dem ihr im Grunde genommen keine Ahnung habt. Komischerweise sind erfahrungsgemäß die Klausuren, in denen man glaubt am wenigsten gewusst zu haben im Examen häufig die besten. Das liegt oft daran, dass die Korrektoren die Studenten für das selbst Denken mit Punkten belohnen.
Kein Mensch erwartet von einem Juristen eine perfekte Lösung (Die es wohl in der Juristerei eh nicht gibt) Erwartet wird von ihnen, dass Sie präsentieren, dass sie in juristischer Denkweise an einen euch bisher völlig unbekannten Sachverhalt herangehen könnt und Ansätze bietet die vertretbar sind. Heruntergebetete Streitstände werden euch niemals so viele Punkte einbringen, wie ein selbst entwickelter Gedankenablauf, an dem der Korrektor erkennt, dass ihr juristisch denken gelernt habt. Weniger relevant ist hingegen eine richtige oder falsche Lösung, die es ja in der Juristerei bekanntlich eh nie in dieser Form gibt.
Selbst, wenn ihr durch Unmengen dieser Klausuren durchfallen solltet ist das halb so wild, denn es interessiert ja niemand anderen als euch selbst. Keiner bekommt einen schlechten Eindruck von euch oder hält euch für dumm.
Versucht das Klausurtraining auch am besten unter Klausurbedingungen zu absolvieren. Oft ist es so, dass die Repetitorien einen parallel zum Hauptkurs laufenden Klausurenkurs anbieten, in dem ihr einmal in der Woche teilnehmen könnt. Es gibt aber auch die Möglichkeit sich die Klausuren zuschicken zu lassen und zu Hause zu schreiben und dann selbst per Post zurückzuschicken. Manchmal kann man auch in den Universitäten Examensklausuren schreiben und sich hierzu in die Bücherei setzen um dann später die Klausur dort einzureichen. Allerdings ist das wenig sinnvoll. Ebenso wenig macht es aus meiner Sicht Sinn, die Klausuren zu Hause zu schreiben und zwar aus folgenden Gründen: Ihr werdet anfangen euch selber zu belügen und euch bei Problemen die ihr nicht kennt ein Lehrbuch oder ein Skript zu Hilfe nehmen, denn das sieht ja keiner. Das Ergebnis eurer Klausur ist demnach nicht mehr eure Leistung und mit einer derartigen Bewertung könnt ihr dann im Examen auch nicht wirklich rechnen oder euch an den Ergebnissen orientieren um zu sehen wo ihr lerntechnisch steht. Weiterhin lernt ihr so nicht euch die Zeit richtig einzuteilen. Ihr habt im Examen exakt 5 Stunden Zeit für jede Klausur, keine Minute länger oder weniger. Das richtige Zeitmanagement könnt ihr nur dann trainieren, wenn ihr wisst um wie viel Uhr ihr fertig sein müsst, weil eure Klausuren ansonsten nicht mehr angenommen werden. Darüber hinaus solltet ihr am besten auch bei den Probeklausuren gleich mit Gesetzestexten arbeiten die keine Markierungen beinhalten, dich euch auch im Examen verboten wären, denn auch wenn man es nicht glaubt ist es eine völlig neue Welt, wenn man ein halbes Jahr mit einem bunt Markierten Gesetz gearbeitet hat und dann auf einmal ein blankes Gesetz vor sich zu liegen hat. Oft nimmt man gar nicht wahr, wie sehr man sich Dinge visuell einprägt, die dann später nicht mehr abrufbar sind, weil die Markierungen oder Verweise fehlen. Versucht also die Chance zu nutzen, die euch an die Hand gegeben wird und schreibt von Anfang an die Klausuren unter Examensbedingungen und zwar mit neuen aktuellen und sauberen Gesetzen.
Anbei möchte ich euch noch etwas ans Herz legen, was bei den Korrektoren Wunder bewirken kann: Nichts ist für einen Korrektor schlimmer, als eine völlig unübersichtliche Klausur-deswegen macht in der Klausur Absätze, wenn ihr einen neuen Gedanken beginnt und versucht eure Überschriften farbig zu markieren oder zu unterstreichen. Dadurch werden sich eure Klausuren schon optisch von den anderen absetzen und der Korrektor arbeitet an eurer Klausur mit nach oben gezogenen Mundwinkeln.
8) Lösungsskizzen
Weiterhin möchte ich euch noch darauf hinweisen wie wichtig es ist, sich vor jeder Examensklausur, sei es nun eine Probeklausur oder eine richtige, eine Lösungsskizze zu machen. Diese sollte in Stichpunkten aufgeschrieben werden und nicht auch nur ansatzweise ausformuliert werden. Typischerweise sagt man sollte man dafür ca. 1 Stunde Zeit investieren. Natürlich hängt auch diese Zeiteinteilung davon ab, wie schnell ihr seid, daher würde ich sagen je schneller ihr die Skizze fertig habt, desto besser, mehr als eine Stunde solltet ihr aber nicht investieren, da ihr wohl die restliche Zeit zum ausformulieren benötigt. Aber auch das ist selbstverständlich erneut eine Typfrage.
Ihr werdet noch feststellen, wie schwer es euch fallen wird sich diese eine Stunde von den 5 Stunden dafür Zeit zu nehmen, denn oft verfällt man in Panik, wenn man an einer Stelle nicht weiter weiß und bricht die Lösungsskizze dann an dieser Stelle ab um zumindest schon einmal angefangen zu haben etwas auf Papier zu bringen. Dadurch überseht ihr dann aber im Schlimmsten Fall den Schwerpunkt der Klausur der eventuell erst am Ende der Klausur liegt und Gewichtet die Probleme falsch.
Richtige Problemgewichtung muss ein Examenskandidat schon an seiner Lösungsskizze festmachen können. Wenn ihr absolut nicht weiter wisst, dann versucht zumindest die Lösungsskizze insoweit fertig zu stellen, dass ihr alle folgenden Probleme die ihr noch seht in die Skizze mit aufnehmt und brecht nicht einfach ab.
Lösungsskizzen sind euer Dreh- und Angelpunkt während der restlichen vier Stunden Schreibzeit und oft erkennt man Probleme auch erst dann, wenn man die Lösungsskizze noch einmal überfliegt.
Schreibt ihr eine Klausur gleich ins reine ist die Gefahr wesentlich größer Flüchtigkeitsfehler einzubauen, Probleme zu übersehen und aus dem üblichen Prüfungsschema zu fallen. Ihr müsst unbedingt lernen eine Lösungsskizze anzufertigen. Die allerwenigsten Kandidaten sind dazu in der Lage ohne eine Lösungsskizze eine halbwegs gute Klausur zu schreiben- überschätzt euch nicht selbst. Außerdem beruhigt es enorm, wenn ihr anfangt zu schreiben und eigentlich schon wisst was ihr schreiben wollt. Also Trainiert das Anfertigen einer groben Lösungsskizze anhand von Klausuren und investiert die eine Stunde Zeit- es wird sich lohnen! Länger als eine Stunde solltet ihr aber nicht an der Skizze sitzen.
9) Lest gelegentlich mal Zeitschriften
Da im Examen immer wieder auch gerne Aktuelle Fälle sei es in ihrer ursprünglichen Version oder etwas abgewandelt-abgeprüft werden, solltet ihr euch auch gelegentlich mit den aktuellen juristischen Fachzeitschriften auseinandersetzen. Niemand erwartet von ihnen alle Exemplare einer Monatlich erscheinenden Zeitschrift zu inhalieren und zu lernen, allerdings wird von euch erwartet, dass ihr aktuelle wichtige Thematiken beherrscht. Dafür ist es nicht nur wichtig gelegentlich die Tageszeitung zu lesen, es gibt auch diverse juristische Zeitschriften, die ihr nutzen könnt. Einige davon arbeiten vorher dargestellte Fälle im Anschluss schulisch auf, so wie man es von euch in einer Examensklausur dann auch erwarten würde. Diese Zeitschriften eignen sich meiner Ansicht nach am besten für die Vorbereitung. Am besten fragt ihr einmal nach ob euer Repetitorium eine bestimmte Zeitschrift empfiehlt oder sogar selbst verlegt.
Wenn ihr euch einen Fall aus einer Zeitschrift herausgesucht habt, der für euch interessant klingt, dann ist das für euch DIE Gelegenheit noch einmal eure Lösungsskizzenfähigkeiten zu trainieren, indem ihr den Fall erst lest und im Anschluss daran eine Stunde in eine eigene Lösungsskizze investiert bevor ihr euch die Lösung anseht. Das ist noch wesentlich besser, als sich die Lösung einfach nur durchzulesen. Unterschätzt die selbständige Arbeit am Fall nicht. Diese wird euch enorm viel für die schriftlichen Prüfungen nützen.
10) Wiederholen mit Karteikarten/ Hörbüchern/ Crash Kursen
Da ihr in der Examensvorbereitung mit Unmengen an Problemständen und Streitständen, so wie Definitionen und Fachwissen konfrontiert werdet fällt es oft schwer sich die ganze Menge an Informationen einzuprägen und auch weiterhin auf Abruf parat zu haben. Aus diesem Grunde ist es wichtig den Stoff zu wiederholen. Einmal lesen reicht eben zumeist nicht aus. Da ihr aber schon aus Zeitgründen nicht ganze Kapitel immer und immer wieder lesen werden könnt ist es wohl am besten, wenn ihr euch Karteikarten für die Wiederholung beschafft. Ihr könnt hierfür in manchen Fachbuchhandlungen bereits vorgefertigte Karteikarten kaufen. Aber auch das ist mal wieder- wie sollte es anders sein- relativ kostenintensiv. Daher besteht natürlich auch die Möglichkeit sich von Beginn der Vorbereitung an das Wichtigste selbst auf Karteikarten festzuhalten. Das Niederschreiben bringt oft ein zusätzlicher Lerneffekt und insoweit von Vorteil. Manchmal erhält man auch bereits Karteikarten von den Repetitorien, das ist aber leider nur selten der Fall.
Es ist wohl ratsam sich nicht jeden kleinen Streit auf eine Karteikarte zu schreiben. Ihr müsst vielmehr schon hierbei lernen Unwichtiges von Wichtigem zu trennen und euch auf die elementaren Punkte zu konzentrieren.
Nochmal: Es wird wohl kaum der Fall sein, dass euch im Examen ein Fall begegnet, der einen Streitstand beinhaltet den ihr genau so kennt. Und selbst wenn das der Fall sein sollte, so bekommt ihr eure Punkte nicht für das Herunterbeten auswendig gelernter Meinungen. Versucht von umfangreichen Problemen vielmehr den Kern zu erfassen und zu verstehen. Alles Weitere könnt ihr dann in eurer Klausur selber herleiten. Auswendig gelerntes Fachwissen überlastet das Gehirn nur übermäßig und ist daher wohl nur bei Definitionen sinnvoll, wobei ihr euch auch diese oft selber herleiten könnt, wenn ihr das wesentlich erfasst habt.
Nicht nur Karteikarten können bei der Wiederholung helfen sondern auch Hörbücher. Es gibt Verlage, die juristische Hörbücher produzieren und hierin wichtige Themen aufarbeiten. Dies kann enorm helfen, gerade wenn ihr eher ein Audio-visueller Lerntyp seid. Diese Hörbücher waren für mich persönlich eine willkommene Abwechslung zu dem ständigen Lesen und man kann es sich beim Zuhören gemütlich machen auch selber Notizen mitschreiben.
Kurz vor dem Examen bieten Repetitorien auch oft Crash Kurse an, die innerhalb kürzester Zeit (Oft innerhalb von 2 Tagen in jedem Rechtsgebiet) noch einmal den ganzen examensrelevanten Stoff aufarbeiten. Meist sind diese aber völlig überfüllt und dauern oft so lange, dass man sich am Ende auf überhaupt gar nichts mehr konzentrieren kann. Der Schuss kann bei diesen Kursen auch nach hinten los gehen, denn es kann euch auch passieren, dass ihr hier recht wenig versteht und dadurch kurz vor den schriftlichen Prüfungen in Panik geratet und Panik, das könnt ihr mir glauben ist euer schlimmster Feind im Examen. Ihr solltet euch also in Ruhe überlegen, ob ihr die Energie für einen solchen Kurs habt und das nötige Kleingeld hierfür investieren wollt. Das ist wohl erneut eine Typfrage.
11) Rechtsprechung verfolgen
Weiterhin ist es wohl auch wichtig während der Vorbereitungszeit die aktuelle Rechtsprechung zu verfolgen. Warum? Ganz einfach:
Die Prüfungsämter stellen nicht immer Standardfälle im Examen. Es werden sehr gerne auch aktuellere Entscheidungen abgeprüft. Dabei sollte aber bedacht werden, dass die Klausuren meist schon Monate vor dem Examen feststehen. Die Termine dafür variieren oft, aber es wird wohl kaum eine Entscheidung im Examen abgeprüft werden, die erst zwei Wochen vor den Klausuren gefallen ist. Manchmal werden jedoch Entscheidungen für eine Klausur genommen, auf die die gesamte Literatur gespannt wartet, weil der Fall evtl. schon länger einem obersten Gericht vorliegt.
Manche Repetitorien bieten kurz vor den Examensterminen ganze Kurse an, die ausschließlich die wichtigste Rechtsprechung der letzten zwei Jahre wiederholen und aufarbeiten. Wenn ihr während der Vorbereitungszeit wenig Zeit habt selber Zeitschriften zu lesen und damit die aktuelle Rechtsprechung zu verfolgen ist es wohl sinnvoll diese Kurse zu besuchen um zumindest die wichtigsten Entscheidungen auch einmal gehört zu haben.
Aber Vorsicht: Oft übernehmen Prüfungsämter wichtige Entscheidungen nicht eins zu eins, sondern ändern einen kleinen Teil ab. Ihr solltet euch also, wenn ihr einen Fall im Examen bekommt, der aktuell von der Rechtsprechung entschieden wurde nicht gleich darauf stürzen, weil ihr meint ihr kennt die Lösung bereits. Vielmehr solltet ihr ganz genau hinsehen, ob die Lösung hier nicht aufgrund von Abwandlungen eventuell anders ausfallen muss.
12) Vorherige Examina verfolgen
Zudem ist es auch hilfreich einmal zu prüfen, welche Themen denn in der Examenskampagnen vor eurer gelaufen sind um einen Überblick darüber zu bekommen, welche Prüfungsthemen gerade besonders beliebt sind und welche weniger. Macht aber in keinem Fall den Fehler zu denken, dass Themenkomplexe, die im Jahr zuvor bereits liefen wohl nicht gleich ein zweites Mal laufen werden. Das ist definitiv falsch. Es gibt wahre Klassiker, die immer und immer wieder gerne als Prüfungsstoff genommen werden und das Prüfungsamt richtet sich keineswegs danach Themenkomplexe, die in der letzten Kampagne liefen nicht gleich noch einmal zu prüfen. Das verfolgen der Examina gibt euch aber auch einen Überblick über den Schwierigkeitsgrad der Klausuren und sollte schon daher hilfreich für den Studenten sein. Es gibt oft Internetseiten, die nicht nur die aktuelle Rechtsprechung für Examenskandidaten bereithalten, sondern auch Klausurberichte der letzten Examenskampagnen zur Verfügung stellen. Manchmal bieten auch die Repetitorien ganze Examensreporte an. Nutzt die Gelegenheit um einen Einblick zu erhalten.
13) Gruppenarbeit
Enorm hilfreich während der gesamten Vorbereitungszeit ist es auch, sich Lernpartner zu suchen und bestimmte Probleme in einer Gruppe, sei es zu zweit, zu dritt oder zu viert zu diskutieren. Es wird oft unterschätzt, was diese Lerngruppen bewirken können. Sei es, dass ihr euch trefft um Rechtsprechung aufzuarbeiten, oder dass ihr euch trefft um gegenseitig bestimmte Probleme, die schwer zu verstehen sind aufarbeitet oder euch gegenseitig abfragt. Oft merkt man erst in der Zusammenarbeit mit anderen Studenten, dass man bestimmte Streitigkeiten, die man vorher verstanden zu haben glaubte gar nicht wirklich begriffen hat, weil man sie auf einmal jemand anderem erklären muss. Weiterhin sehen vier oder sechs Augen immer mehr als eure eigenen zwei. Die Zusammenarbeit hilft vielleicht noch ein oder zwei Argumente mehr zu finden oder besser zu erfassen. Ihr könnt euch untereinander absprechen wie und woran ihr arbeiten wollt und gegenseitig helfen.
Aus meiner Sicht war die Gruppenarbeit fast die hilfreichste während meiner gesamten Vorbereitungszeit. Nicht nur weil man sich lerntechnisch gegenseitig unterstützen kann, sondern auch weil man sich gegenseitig aufbaut und psychisch unter die Arme greifen kann. Nehmt diese Chance wahr und sucht euch hierfür Kommilitonen, die leistungstechnisch nach eurer Ansicht in etwa auf dem gleichen Niveau befinden wie ihr.
14) Das Allerwichtigste: Nerven behalten und Freizeit!
So ihr Lieben, nachdem ich euch nun Seitenlang das allerwichtigste für die Examensvorbereitung an die Hand gegeben habe möchte ich euch noch einmal das allerwichtigste mit an die Hand geben:
Das Examen ist eine enorme Stress- und Drucksituation! Ihr müsst versuchen die Nerven zu behalten. Panik hilft keinem von euch auch nur annähernd weiter! Ihr müsst versuchen euch immer wieder vor Augen zu führen, dass das Staatsexamen auch ein Gewisses Roulette Spiel ist, denn man kann nicht alles wissen! Es wird am Ende immer ganze Gebiete geben, auf denen ihr wenig oder gar nichts wisst. Alle anderen Studenten kochen auch nur mit heißem Wasser und niemand ist perfekt. Und das ist der springende Punkt, denn im Examen erwarten auch die Korrektoren nicht von euch perfekt zu sein. Es wird nur erwartet, dass ihr juristisch denken könnt und eine vertretbare Lösung findet. Das müsst ihr euch immer wieder vor Augen führen und das wichtigste, was ihr in dieser gesamten Zeit lernen müsst ist an euch selbst zu glauben.
Das Examen ist vergleichbar mit einem riesigen Meer, indem ihr schwimmt. Durch das Lernen in der Vorbereitungszeit erarbeitet ihr euch immer wieder kleine Inseln an Wissen. Von Insel zu Insel könnt ihr und müsst ihr dann schwimmen. Es gibt nun zwei Möglichkeiten: Entweder ihr habt euch genug große Inseln erarbeitet um auf dem Weg von Insel zu Insel nicht unterzugehen oder ihr werdet ein richtig guter Schwimmer- Das liegt nun an euch.
Versucht auch in dieser stressigen Zeit nicht pausenlos stur zu pauken. Das Gehirn ist irgendwann auch nicht mehr aufnahmefähig. Daher ist es auch wichtig, dass ihr an diesen Punkten, an denen ihr nicht mehr klar denken könnt Pausen einlegt und auch irgendwann die Bücher mal zu macht und euch frei nehmt um etwas zu unternehmen. Manchmal kann eine Stunde Pause ganze Wunder bewirken und zwei Stunden effizientes und konzentriertes Lernen hilft euch tausendmal mehr, als acht Stunden halbherziges und unkonzentriertes Lernen.
Ich wünsche euch Allen in jedem Fall viel Erfolg und das nötige Quäntchen Glück!
Ihr schafft das und bedenkt immer, dass es schon ganz andere vor euch geschafft haben! 😉
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