Jura Examen Lerngruppe

Eine Lerngruppe bietet viele, unerlässliche Vorteile während der Examenszeit und kann zusätzlich motivierend wirken: Hier unsere Tipps zur Jura Lerngruppe.

Datum
Rechtsgebiet Examen
Ø Lesezeit 7 Minuten
Foto: fizkes/Shutterstock.com

Die Lerngruppe – Schlüssel zum Erfolg im Examen

Während der Artikel Examenstipps einen kompakten Überblick gegeben hat, aus welchen Elementen eine erfolgreiche Examensvorbereitung besteht, soll sich dieser Artikel etwas intensiver mit dem Baustein Lerngruppe auseinandersetzen. Es wird aufgezeigt, wie man eine Lerngruppe zusammenstellt, Ratschläge zur Durchführung der einzelnen Sitzungen werden gegeben. Ferner wird ein konkreter Beispielplan erstellt, wie eine Sitzung aussehen könnte.

I. Zusammenstellung der Lerngruppe

Hat man sich dazu entschieden eine Lerngruppe ins Leben zu rufen, stellt sich die Frage, aus welchen Personen sich diese Gruppe zusammensetzen sollte. Hierbei ist es naheliegend zu versuchen, Freunde aus dem Studium zu rekrutieren, die den gleichen Examenstermin anpeilen wie man selbst. Allerdings gilt es hier auch ehrlich zu sich selbst sein: Hat man die nötige Disziplin als Gruppe einmal pro Woche zusammen zu arbeiten oder gleiten die Diskussionen zur „actio libera in causa“ schnell einmal zu den Erlebnissen des vergangenen Wochenendes ab?

Bewährt hat sich Folgendes: Zwei gute Freunde gründen eine Lerngruppe und holen sich zwei weitere Personen ins Boot, die einem aus dem Studium zwar sympathisch sind, die man allerdings privat noch nicht so gut kennt. So hat man den nötigen Abstand, um erfolgreich lernen zu können.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass man sich in etwa auf dem gleichen Wissenstand befinden sollte. Hierbei schadet es natürlich nicht, wenn jeder der Teilnehmer in einem Rechtsgebiet, etwa durch den Schwerpunkt, vertiefte Kenntnisse mitbringt. Im Idealfall besteht eine Lerngruppe aus vier Personen. Das ist eine angenehme Gruppengröße, um effizient zu arbeiten. Alle Teilnehmer sollten den gleichen Examenstermin anpeilen, um die Lernbereitschaft über ca. 12 Monate konstant hoch zu halten.

II.Die Auswahl der Örtlichkeit

Steht die Lerngruppe, so stellt sich die Frage, wo die Sitzungen stattfinden sollten. Falls man nicht über eine eigene Wohnung verfügt, in der man sich mit der ganzen Gruppe treffen kann, bietet es sich an direkt in der Uni nachzufragen, ob und wann Seminarräume frei sind, sodass man sich dort treffen kann. Darüber hinaus haben die meisten Wohnheime Gemeinschaftsräume, die man gegebenenfalls reservieren kann. Wichtig ist hierbei nur, dass es sich um eine ruhige Lokalität handelt: ein belebtes Café eignet sich somit selbstverständlich nicht. Außerdem ist es natürlich auch von Vorteil, Zugriff auf Kaffee und Snacks zu haben, damit bei aller Ernsthaftigkeit der „Wohlfühlfaktor“ nicht zu kurz kommt.

III. Die Planung der einzelnen Sitzungen

Zunächst sollte geklärt werden, wie oft man sich treffen möchte. Da die Lerngruppe im Idealfall neben dem Besuch eines Repetitoriums und des Klausurenkurses läuft, ist eine Sitzung pro Woche mit der Dauer von 3-4 Stunden ausreichend. Hat man das Repetitorium bereits abgeschlossen und möchte mit der Lerngruppe den Stoff vertiefen, so kann man natürlich auch mehrere Sitzungen vereinbaren. Am besten ist die Aufnahmebereitschaft am Vormittag. Eine Sitzung könnte somit von 9.00 – 12.30 Uhr andauern.

1. Das Arbeitsmaterial

Ausbildungszeitschriften

Zu den Basics einer Lerngruppe gehört neben der Grundausstattung des Juristen, dem Gesetz, die Lektüre einschlägiger Ausbildungszeitschriften. Hierbei bietet es sich an, dass ein bis zwei Zeitschriften abonniert werden. Beispielsweise könnte man die Rechtsprechungsübersicht (RÜ) abonnieren sowie die Juristische Schulung (JuS). Für die JuS schreiben viele Professoren, die natürlich auch an der Ausarbeitung der Examensklausuren beteiligt sind. Der Vorteil der RÜ ist die kurze, prägnante Darstellung der aktuellen Entscheidungen im Gutachtenstil. Somit weiß der Leser direkt, wie das Problem in der Fallbearbeitung einzubringen ist.

Jura-Individuell-Tipp: Der Beck-Verlag bietet für Studenten tolle Angebote an. Abonniert man die JuS, hat man auch Zugriff auf das Online Portal und kann sämtliche Ausgaben ab dem Jahr 2000 online einsehen.

Examensrelevante Entscheidungen

Hat man nun ein bis zwei Ausbildungszeitschriften zur Verfügung, sollten diese regelmäßig auf Entscheidungen gesichtet werden, welche als besonders examensrelevant gelten. Dies sind häufig Entscheidungen, die eine bisher umstrittene Materie nun abschließend regeln. Wichtig ist auch hier, das Problem nicht losgelöst zu erlernen, sondern sich immer zu fragen, an welcher Stelle im Gutachten die Problematik relevant wird.

Jura-Individuell-Tipp: Beispiel Schwarzarbeiterfälle. Hier vertritt der BGH die Auffassung, dass dem Besteller, der den Werklohn bereits gezahlt hat, kein Rückzahlungsanspruch gegen den Werkunternehmer aus ungerechtfertigter Bereicherung zusteht. Im Gutachten wäre dies bei der Prüfung des § 817 S. 2 BGB zu diskutieren.

Fallsammlung

Neben den Ausbildungszeitschriften sollte auch eine gute Fallsammlung nicht fehlen. Bewährt hat sich hierbei das Fallbuch „Die Examensklausur“ von Preis/Prütting/Sachs/Weigend. Das Buch ist im Vahlen Verlag erschienen und der Kaufpreis beträgt 29,80 Euro. Eine Investition, die sich durchaus lohnt. Denn das Buch bietet neben 31 original Examensfällen aus dem Zivil-, Straf-, und Öffentlichen Recht auch ausführliche Lösungsvorschläge mit alternativen Lösungswegen. Darüber hinaus wird ganz genau der Erwartungshorizont dargestellt. Und es wird gezeigt, welche Problemkreise man gesehen haben muss, um die Klausur zu bestehen.

Pro Sitzung sollte hier also ein Fall durchgesprochen werden, wobei sich folgende Vorgehensweise empfiehlt. Zuerst den Sachverhalt erfassen, dann wird in der Lerngruppe zusammen eine Lösungsskizze erarbeitet. Erst danach wird dann die selbst erstellte Lösungsskizze mit der Musterlösung verglichen. Zu Beginn darf man sich keinesfalls entmutigen lassen. Bleibt man am Ball, stellen sich nach wenigen Wochen die ersten Erfolge ein. Problemkreise, die man im Fall nicht gesehen hat oder nicht zufriedenstellend bearbeiten konnte, kann man abschließend mit Skripten aufarbeiten.

Hat man das Fallbuch durchgearbeitet, kann man die verbleibenden Wochen bis zum Examen nutzen, indem man in der Lerngruppe besonders problematische Themen noch einmal wiederholt, bis man sich wirklich sicher fühlt. Der Schwerpunkt der Vorbereitung sollte im Zivilrecht liegen. Denn hier werden im Examen die meisten Klausuren geschrieben. Allerdings ist dies auch eine individuelle Entscheidung der Teilnehmer. Um komplizierte Sachverhalte gut darstellen zu können, ist es von Vorteil, wenn ein Flip-Chart zur Verfügung steht. So kann man beispielsweise den Bereicherungsausgleich im 3-Personen-Verhältnis für alle gut sichtbar aufzeichnen.

2. Die Planung einer Sitzung – Beispiel Eine typische Sitzung könnte so aussehen: 9.00 – 11.30 Bearbeitung eines Examensfalls aus dem Fallbuch (Sachverhaltserfassung und Erarbeiten einer Lösungsskizze) 11.30 – 11.45 Kurze Pause 11.45 – 12.30 Besprechung aktueller Probleme, kurze Darstellung, wie die Probleme im Fall gelöst werden.

Jura-Individuell-Tipp: Auch in der Examenszeit besteht das Leben nicht nur aus Jura! Nach den Sitzungen mit der Lerngruppe etwas zusammen zu unternehmen ist motivierend und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Kocht doch alle zusammen etwas oder trefft euch abends auf ein Bier.

3. Und nach den Klausuren?

Nach den Klausuren genießen viele die neugewonnene Freiheit, entspannen im Urlaub oder fahren die Familie besuchen. Das ist auch notwendig. Spätestens acht bis zehn Wochen nach den Klausuren sollte man allerdings so langsam wieder in den Stoff einsteigen, damit man nicht wieder völlig bei Null mit dem Lernen für die mündliche Prüfung beginnen muss. Jetzt zeigt sich ein weiterer Vorteil der Lerngruppe. Durch das gemeinsame Erarbeiten einer Lösungsskizze trainiert man das freie Sprechen in einer Gruppe, sowie die juristische Argumentationsweise. Fähigkeiten, die in der mündlichen Prüfung vorausgesetzt werden. Somit sollte man nach den Klausuren aktuelle Probleme in der Lerngruppe diskutieren. Der Fokus sollte nun eher auf dem eigenständigen Entwickeln von Argumentationsmustern liegen. Denn das bringt Punkte in der Prüfung. Darüber hinaus kann man anhand älterer Prüfungsprotokolle auch mündliche Prüfungen simulieren: das trägt dazu bei die Aufregung zu minimieren.

4.Die Lerngruppe als Motivator

Ein wichtiger Punkt, der für eine Lerngruppe spricht, hat bisher noch nicht Erwähnung gefunden, ist aber von großer Relevanz. Die Lerngruppe ist eine wöchentliche Konstante in der stressigen Examenszeit. Dort ist man unter Leidensgenossen, die einen wieder motivieren, wenn man das Gefühl hat, alles würde einem über den Kopf wachsen. Irgendwann wird man ein eingespieltes Team, das sich gegenseitig pusht und anspornt. Im besten Fall entwickelt sich über die Lerngruppe hinaus eine tiefe Freundschaft. Und am Ende feiert man zusammen den Erfolg, wenn man das lang ersehnte Examenszeugnis in den Händen hält.

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III. Fazit

Für eine erfolgreiche Examensvorbereitung ist eine Lerngruppe, neben dem Besuch eines Repetitoriums und Klausurenkurses, unerlässlich. Nicht nur dient die Lerngruppe dazu, den erlernten Stoff zu vertiefen. Ein wichtiger Faktor ist auch die Gruppendynamik, die motivierend wirkt. Die optimale Gruppengröße liegt bei 3-4 Teilnehmern, um ein angenehmes Arbeiten zu gewährleisten.

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