Jura richtig lernen

Jura richtig lernen: Hinweise zu entscheidenden Fertigkeiten, juristischen Klausuren und Examina, Tipps zur Schwerpunktsetzung beim Lernen.

Datum
Rechtsgebiet Examen
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Nicht zu Unrecht gilt das Jurastudium als einer der anspruchsvollsten Studiengänge überhaupt. Das Rechtssystem ist nicht nur vom wissenschaftlichen Standpunkt aus eine äußerst komplexe Angelegenheit, sondern versucht sich an nichts Geringerem als dem Erfassen und Beurteilen jeder denkbaren Art menschlichen Verhaltens unter vielerlei Aspekten. Damit erfordert es zur Meisterschaft neben akademischen Kenntnissen eine ganze Batterie interdisziplinärer Fertigkeiten, um die ungeheure Bandbreite der Möglichkeiten auch nur ansatzweise abdecken zu können. Nicht genug damit: Der Studiengang ist berüchtigt schlecht organisiert, die Materie wenig eingängig und die Benotungskriterien undurchsichtig und beinahe unmenschlich hart. Unter all diesen Umständen dürfen Juristen sich durchaus mit anderen Hochleistungsfächern wie Mathematik, Medizin oder Physik gleichstellen. Und wer seine Examina erfolgreich hinter sich bringt, darf sich mit Recht als Teil einer kleinen Elite betrachten.

Ein Studium ist bereits von Haus aus meist schwieriger als viele andere Ausbildungen. Das liegt auch an der spezifischen deutschen Herangehensweise an die universitäre Ausbildung, die ein hohes Maß an Freiheit gewährt, dem Studenten dafür aber auch sehr viel Verantwortung aufbürdet. Das zielt darauf ab, die angehenden Akademiker zur selbständigen Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu erziehen, kollidiert aber in vielfacher Weise mit den in der Schule praktizierten Methoden der Wissensvermittlung, sodass viele Studenten anfangs Schwierigkeiten haben. In anderen Ländern ist die Universitätsausbildung sehr viel schulähnlicher, dafür wird dort meist großen Wert auf Einpauken gelegt, ohne die Eigeninitiative der Studenten zu fordern.

Bei den Rechtswissenschaften wiegt das Problem noch um einiges schwerer. Dass die Materie unübersichtlich, unübersehbar groß und komplex, wenig eingängig und abstrakt ist, wissen wir bereits. Hinzu kommt jedoch, dass die juristische Ausbildung traditionell darauf ausgerichtet ist, selbständig denkende und handelnde Charaktere zu fördern, die dem traditionell extrem anspruchsvollen Anforderungsprofil eines Volljuristen auch gewachsen sind. Das führt dazu, dass das Studium und die Examina einen brutalen Ausleseprozess darwinscher Manier darstellen. Im Studium wird man noch mehr als üblich von den Ausbildern allein gelassen. In den Vorlesungen kommt nur ein Bruchteil der für die Prüfungen benötigten Kenntnisse und Fertigkeiten zur Sprache, die Benotungskriterien für Klausuren und Hausarbeiten sind kaum durchschaubar und extrem hart, und die latente Furcht vor den alles entscheidenden Examina wird gezielt geschürt, damit nur die Stärksten mit guten Noten bestehen.

Daher nimmt das Jurastudium auch bei der Frage, wie man richtig, effektiv und zielorientiert lernt, eine Sonderstellung ein. Außergewöhnliche Umstände erfordern auch außergewöhnliche Maßnahmen. Wie lernt man Jura also richtig?

A. Wie lernt man richtig?

Wie in der Rechtswissenschaft üblich, beginnen wir mit dem Allgemeinen und arbeiten uns dann zum Besonderen vor. Entsprechend behandeln wir zunächst die Frage, wie man in diesem Studium am effizientesten lernt.

I. Learning by doing

Ein wichtiger Aspekt des Jurastudiums ist, dass das Wissen, das man erwirbt, angewandt werden muss, um von Nutzen zu sein. Das hat zwei Hauptgründe. Es hat nicht viel Sinn, sich Faktenwissen anzulesen, ohne es anzuwenden, da es sich sonst – auch aufgrund des hohen Abstraktionsgrades des Fachs – rasch wieder verflüchtigt. Man könnte es mit der Aufgabe vergleichen, ein Gebäude zu errichten: es hilft nicht viel, nur die Baumaterialien heranzuschaffen und bereitzulegen, sie müssen auch zu Wänden, Türen Fenstern und Dächern geformt, verputzt, gestrichen, tapeziert, mit Wasser- und Stromleitungen versehen und eingerichtet werden, um ein brauchbares Gebäude abzugeben, das nicht nur eine funktionslose Ansammlung toter Gegenstände, sondern eine Heimstatt ist. Mit anderen Worten: Der Erwerb bloßen Faktenwissens ohne die Kenntnisse und Fertigkeiten, die zu ihrer praktischen Anwendung benötigt werden, ist wahrscheinlich Zeitverschwendung.

Im Examen kommt es ganz sicher auch auf das Wissen an. Aber noch wichtiger ist es, dieses Wissen auch anwenden zu können – ganz besonders in der Stresssituation des Examens und der Examensklausuren. Wie anderswo dargelegt, ist das Schreiben von Klausuren die Königsdisziplin des Jurastudiums. Nur wer diese Fertigkeit wenigstens ansatzweise beherrscht, kann hoffen, die Feuertaufe des Examens zu überstehen. DIE Schlüsselfertigkeit schlechthin zum Bestehen des Examens ist daher das Schreiben von Klausuren.

Daher ist es im ureigensten Interesse jedes Jurastudenten, das ohnehin meist trockene und abstrakte Faktenwissen nicht einfach in sich hineinzufressen, sondern es zum Teil von etwas Lebendigen zu machen. Nur durch Anwendung wird das Wissen lebendig und nützlich. Um bei dem Bild des Gebäudes zu bleiben: nur durch das Aneinanderfügen und Verbinden mit anderen Teilen werden die einzelnen Bauteile nützlich und bilden ein größeres Ganzes, das mehr ist als die Summe der Bestandteile.

II. Flexibilität

Ein zweiter Schlüssel zum juristischen Lernen ist Flexibilität. Gerade weil die Rechtswissenschaft ein so unübersehbar riesiges Feld darstellt, kann man kaum hoffen, immer alles aus dem Kopf wissen zu können. Das Auswendiglernen fertiger Fallkonstellationen verbietet sich somit fast automatisch, denn die Möglichkeiten der Prüfer, immer neue Fallkonstellationen aus dem Hut zu zaubern, sind quasi unendlich. Daher ist es kinderleicht, in Klausuren mit etwas aufzuwarten, was man so noch nie gesehen hat und diejenigen zur Verzweiflung zu treiben, die krampfhaft versuchen, vorgefertigte Strukturen zu kopieren.

Viel effizienter ist es, die unterliegenden Strukturen zu lernen, anzuwenden und jeden Fall von Grund auf zu erarbeiten, da man auf diese Weise viele Fehlerquellen vermeiden kann. Wer versucht, vorgefertigte Lösungen anderer Fälle zu kopieren, ohne die Struktur des Falles gänzlich zu durchschauen, schreibt leicht am Thema vorbei und verzettelt sich.

III. Der Faule muss listig sein

Diese uralte Weisheit gilt auch hier, wobei das Wort „Faulheit“ cum grano salis zu nehmen ist. Hier bedeutet es lediglich, dass man die wenigen in den Prüfungen zur Verfügung stehenden Ressourcen so gut als irgend möglich nutzen sollte.

Aufgrund der ungeheuren Weiten des juristischen Universums aus Vorschriften, Lehrmeinungen, Urteilen und Auffassungen ist das rasche Auffinden von wichtigen Gesetzes- und Kommentarstellen eine wichtige Schlüsselfertigkeit. Das enthebt den angehenden Juristen der Notwendigkeit, alles im Kopf zu haben und sich allein auf sein Gedächtnis verlassen zu müssen. Insbesondere im Referendariat und im zweiten Staatsexamen ist diese Kunst von hoher Bedeutung. Denn der Umstand, dass man dort Kommentare zur Hilfe nehmen darf, kann sich durchaus als zweischneidiges Schwert erweisen. Man hat damit zwar eine kleine und komprimierte Bibliothek zur Verfügung, kann sie aber nur zu seinem Vorteil nutzen, wenn man es versteht, ihr in möglichst kurzer Zeit die relevanten Informationen zu entlocken.

In die gleiche Kategorie fällt Zeitmanagement. Das betrifft sowohl den Tagesrhythmus als auch die zeitliche Einteilung eines Lernplans zum Examen, aber auch die effiziente Nutzung der wenigen Stunden, die für eine möglicherweise entscheidende Klausur zur Verfügung stehen.

B. Was soll man lernen?

Ein universelles Problem aller Studenten ist die Frage, was man eigentlich lernen soll, und jeder Studiengang hat seine eigene überlieferte Methode, damit umzugehen. Den Medizinern wird beispielsweise nachgesagt, das Auswendiglernen zu bevorzugen, während Mathematiker angeblich lieber alles systematisch herleiten. Interessanterweise gibt es derartige Vorurteile nicht über Juristen, was den Rückschluss nahelegt, dass es keine stereotype Vorgehensweise für die juristische Ausbildung gibt. Wie soll der angehende Jurist – nachdem er sich mit der Frage „warum Jura“ beschäftigt hat – also lernen, und was soll er lernen? Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, etwas weiter auszuholen und in die Tiefe zu gehen.

I. Strukturen oder Fakten?

Der Unterschied zwischen den erwähnten Beispielgruppen Medizin und Mathematik liegt in den unterschiedlichen Anforderungen begründet, die an Angehörige dieser Berufsgruppen gestellt werden, aber auch in den Unterschieden in der Struktur und Systematik beider Bereiche.

Wenden wir uns zunächst der Medizin zu: Die Anatomie und die Funktion des menschlichen Körpers folgen zwar grundlegenden Regeln, jedoch sind diese sehr komplex und spielen in der Praxis meist keine große Rolle. Mit Herleiten kommt man daher nicht weit, die ungeheure Vielzahl der Krankheitsbilder und Behandlungsmethoden erfordern ein großes Maß an Detailwissen und im Notfall ein schnelles, geradezu reflexartiges Handeln, sodass es sich lohnt, sein Wissen ständig parat zu haben und sich nicht lange mit Strukturen aufzuhalten. Kasuistisches Denken und Handeln hat hier Priorität, und die erforderlichen Kenntnisse müssen vollständig im Kopf stecken, sodass die Medizin das Auswendiglernen begünstigt.

Die Mathematik beschreitet einen anderen Weg. Als Naturwissenschaft folgt sie logischen Regeln und Gesetzen, die einander bedingen und kaum Veränderungen unterliegen. Zwar müssen viele dieser Gesetze auswendig gelernt werden, jedoch können sie mit hinreichender Kenntnis der grundlegenden Strukturen vergleichsweise einfach selbst hergeleitet und verstanden werden. Auch hat ein Mathematiker in der Regel mehr Muße als ein Mediziner, es droht kein Ringen um Leben und Tod. Die Mathematik begünstigt also das Lernen von Strukturen.

Wie steht es mit der Rechtswissenschaft? Obwohl sie keine Naturwissenschaft ist, sind ihre Strukturen einer solchen in mancher Hinsicht ähnlich. Auch das Recht folgt ähnlich der Mathematik oder Physik einer strengen Systematik und beruht auf Logik und Gesetzen, jedoch bilden nicht die Naturgesetze ihre Grundlage, sondern die Bedürfnisse der Gesellschaft und des Menschen. Zwar verändern sich diese Anforderungen und Strukturen mit der Zeit immer wieder, jedoch erfolgt dieser Prozess zumeist eher schleichend. Gleichzeitig gilt es jedoch eine gewaltige Fülle von Details und Sonderregelungen zu beachten, die sich mit Gesetzgebung, öffentlicher Wahrnehmung und Rechtsprechung ständig verändern und bei der Prüfung wie im richtigen Leben schnell parat liegen müssen, sodass die Rechtswissenschaft eine Zwischenstellung einzunehmen scheint: das Lernen von grundlegenden Strukturen ist ebenso wichtig wie das Detailwissen.

Es gilt jedoch einen Unterschied zu beachten. Im Gegensatz zu Medizinern und Mathematikern arbeiten Juristen in aller Regel mit der Hilfe von Büchern, Gesetzestexten und Kommentaren, welche die Menge des auswendig zu lernenden Stoffes begrenzen. Es kann auch kaum anders sein, da Lehrmeinungen und Vorschriften einem steten Wechsel unterliegen und schnell veralten, und es wäre entschieden zu viel verlangt, immer alles parat haben zu müssen – auch Juristen sind nur Menschen. Kandidaten im ersten Staatsexamen haben es in ihren Klausuren etwas schwerer, ihnen gibt man keine Kommentare, sondern nur Gesetzestexte – ähnlich wie Mathematikschülern, die erst in höheren Klassen Taschenrechner benutzen dürfen. Aber das hilft dabei, den Blick dafür zu schärfen, was unbedingt verinnerlicht werden muss, und das sind die Strukturen des Rechtswesens. Zwar sollte man gewisse Schlüsselvorschriften unbedingt im Kopf haben, damit man nicht erst lange suchen muss, aber es hat einfach keinen Zweck, jedes Detail aus der riesigen Fülle der Gesetzen, Lehrmeinungen und Urteile verinnerlichen zu wollen.

Ziel der juristischen Ausbildung ist neben der Vermittlung der notwendigen Kenntnisse auch der Aufbau einer bestimmten Denkstruktur, welche das juristische Arbeiten vereinfacht. Ihr Ziel ist es, die unübersehbare Vielfalt menschlichen Verhaltens mit Hilfe vergleichsweise weniger und einfacher Schemata einzuordnen und zu bewerten. Ohne diese Denkstruktur geht es nicht, sie ist von entscheidender Bedeutung. Sie wird z.B. in den Prüfungsschemata greifbar und folgt recht einfachen Regeln, die dem Flussdiagramm eines Computerprogrammes ähneln. Auch die dogmatischen Strukturen, auf denen die Gesetze und staatlichen Strukturen beruhen, sind ganz ähnlich aufgebaut und lassen sich wie mathematische Formeln herleiten. Die dafür erforderlichen gedanklichen Prozesse sind zwar nicht sonderlich schwierig, haben aber mit dem Gedankengang von Normalsterblichen nicht viel gemein, was es Außenstehenden schwer macht, Zugang zur juristische Gedanken- und Vorstellungswelt zu finden. Zu diesen Außenstehenden zählen unglücklicherweise auch angehende Juristen, die oft den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen können und statt einfacher, klarer Strukturen nur ein wüstes Gewirr wahrnehmen, das keinen Sinn zu ergeben scheint und keinem unterliegenden Prinzip gehorcht. Die bescheidene Qualität der Ausbildung tut ein Übriges, die Strukturen zu vernebeln.

II. Verloren im Paragraphendschungel

Jeder Jurist benötigt für ernsthafte Arbeit eine ganze Bibliothek. Das unterstreicht eindrucksvoll, wie weit das Feld der Rechtswissenschaften ist und wie unübersehbar groß die Menge an Gesetzen, Entscheidungen, Lehrbüchern, Aufsätzen, Kommentaren usw. ist, die jeder von uns für seine Arbeit braucht – und dank der Regelungswut des Gesetzgebers und der immer weiter zunehmenden Komplexität der Gesellschaft wächst die Flut an Informationen in geradezu beängstigendem Tempo weiter. Nicht von ungefähr wurde das juristische Lernen einmal mit der Erforschung eines dichten und weitläufigen Dschungels verglichen. In der Tat ist das Gebiet der Rechtswissenschaft auf den ersten Blick ein undurchsichtiges Knäuel von Vorschriften und Regelungen, das man als Außenstehender nur schwer durchschauen kann und in dem erstickende Luft, gefährliche Fallen, feindselige Eingeborene, giftige Pflanzen und Raubtiere lauern. Der Lernprozess gleicht dem mühseligen Bahnen von Pfaden mit der Machete, sodass man immer neue Teile des Waldes kennenlernt, ohne im Dickicht jemals den ganzen Dschungel auf einmal sehen zu können. Obendrein wachsen die Pfade hinter dem Forscher immer wieder zu, denn die Vorschriften und Vorgaben verändern sich dauernd, und ein Teil des Waldes, den man länger nicht besucht hat, kann bei einem späteren Besuch einen fremdartigen Anblick bieten, da die Gewächse am Wegesrand sich sehr verändert haben. Selbst die erfahrensten Forscher kennen nicht jeden Baum und jeden Strauch beim Vornamen, und die meisten fühlen sich nur in bestimmten Teilen des Waldes wirklich zu Hause und bemerken die schleichenden Veränderungen der Vegetation. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass auch der beste Forscher bereits Bekanntes vergessen kann, was ebenfalls die Bewegungsfreiheit einschränkt.

Um beim Bild des Dschungels zu bleiben: es ist ein aussichtsloses Unterfangen, jedes Gewächs im ganzen Dschungel kennen zu wollen, dafür ist er einfach zu groß und verändert sich zu schnell. Das Relief des Terrains, auf dem der Wald wächst, bleibt jedoch über längere Zeiträume unverändert, und der Wald wächst an vielen Stellen nicht so dicht wie anderswo. Im fortgeschrittenen Stadium der Ausbildung ist es dem Dschungelbewohner auch gestattet, umfangreiche Bestimmungsbücher und Kartenwerke (Kommentare und Gesetze) zu benutzen, welche es sehr viel einfacher machen, den richtigen Weg zu finden und Hinweise auf die Schwachstellen im Dickicht geben. Aber auch der richtige Gebrauch der Machete will gelernt sein, damit man die Pflanzen schnell und effizient zerteilen und seinen Weg finden kann.

Wer sich später jeden Tag im Dschungel bewegen will, muss eine Methode der Orientierung und Wegfindung entwickeln. Dabei muss ein Mittelweg zwischen relevantem Detailwissen und notwendigem Strukturwissen gefunden werden, der eine schnelle und zuverlässige Orientierung gestattet: man muss nicht nur die Wege kennen, sondern auch rasch markante Punkte erkennen können, denn nur beides zusammen ergänzt sich zu einem brauchbaren Orientierungsvermögen. Zur Illustration: der Anblick einer vertrauten Umgebung hilft ohne eine Karte nicht unbedingt weiter, aber auch eine noch so gute Karte nützt ohne einen bekannten Referenzpunkt nicht viel. Die Methodik der Fallbearbeitung und der Gutachtenstil helfen dabei, solche Referenzpunkte zu finden, indem sie den Lebenssachverhalt des Falls in logische Elemente auflösen. Sobald die vertrauten Landmarken und Strukturen nicht mehr hinter Bergen von Gestrüpp verborgen sind, fällt es leichter, sich zu orientieren und den richtigen Weg zu finden.

III. Schlüsselfertigkeiten

Neben der Kenntnis der Gesetze, Regeln und Fakten ist es für jeden Juristen entscheidend, zwei Schlüsselfertigkeiten zu beherrschen, die es ihm ermöglichen, die Prüfung zu bestehen und seinen Beruf auszuüben.

1. Differenzieren

Die Fähigkeit zum Differenzieren macht den Juristen aus. Um das menschliche Verhalten juristisch korrekt bewerten zu können, muss ständig unterschieden werden: zwischen richtig und falsch, angemessen oder unangemessen, wichtig oder unwichtig, Recht und Unrecht. Es reicht aber nicht aus, es nur zu können: in der Klausur und der mündlichen Prüfung müssen die Prüfer auch merken, dass man es kann. Deshalb gilt es, bei jeder Gelegenheit zu zeigen, was man erkannt hat – was dank der Methodik der Fallbearbeitung nicht allzu schwer fallen sollte. Auch wenn es affig anmuten mag, immer wieder festzustellen, zu welchem Ergebnis man gerade gekommen ist: es zeigt dem womöglich gestressten Prüfer rasch und anschaulich, dass man wichtige Probleme gesehen und Lösungen erkannt hat.

2. Konsequenz

Kaum eine andere Tugend wird bei den Juristen mehr geschätzt als Konsequenz. Ein einmal eingeschlagener Pfad muss leidenschaftslos bis zum logischen Ende der Argumentationskette weiter verfolgt werden. Nur wer das beherrscht, kann von sich behaupten, ein juristisches Problem unparteiisch und unvoreingenommen einer Lösung zuzuführen – die Aufgabe eines Richters, zu dessen Amt die Examina ja befähigen sollen.

Zusammenfassung

Angehende Juristen sollten also einen deutlichen Schwerpunkt auf das Studium der Strukturen legen, aber sich auch die wichtigsten Vorschriften wenigstens in ihren Grundzügen einprägen. Alles andere, was sie brauchen, findet sich in den Kommentaren und Gesetzen. Das Anwenden des Gelernten in Klausuren ist die perfekte Ergänzung zum unverzichtbaren Meistern dieser Disziplin, und dabei darf man niemals vergessen, stets konsequent zu bleiben und korrekt und trennscharf zu differenzieren.

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C. Anmerkungen

Jura Individuell informiert Sie über das juristische Studium vom ersten Semester bis zum zweiten Staatsexamen. Lesen Sie daher unsere nützlichen Artikel zur Motivation im Studium, über die Organisation und Struktur im Jura-Studium, über die Überwindung von Prüfungsangst, warum man sich für ein Jura Studium entscheiden sollte und was man gegen Lernprobleme machen kann. Außerdem beschäftigen sich unsere Artikel mit den Themen  des richtigen Lernens im Studium, dem Schutz gegen Überarbeitung  (Burnout) und wie man sich verhalten sollte, wenn man durch eine Prüfung durchgefallen ist. Weiterhin geben wir nützliche Tipps  zur Anfertigung einer Klausur oder Hausarbeit  sowie Vorbreitungshilfestellungen für die mündiche Prüfung.

Des weiteren erhalten Sie Hilfestellungen bei der Vorbereitung und Anfertigung der  Abschluss-, Schein-, Zwischenprüfungsklausuren (Zivilrecht, Öffentliches Recht, Strafrecht) und des  Staatexamen (Ablauf, mündliche Prüfung, Die Klausuren, Die Vorbereitung, Examen im Zivilrecht, Examensplan). Wir informieren Sie ebenfalls über Crashkurse zur Vorbereitung auf Klausuren und das Referendariat (Der erste Tag, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz).

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