Jura-Studium – Universität Trier

Ablauf des Studiums, Die Universitätsstadt Trier, Besonderheiten des Studiums und der Schwerpunkte

Datum
Rechtsgebiet Juristische Ausbildung
Ø Lesezeit 9 Minuten
Foto: Gertjan Hooijer/Shutterstock.com

Unter den deutschen Universitätsstädten sticht Trier kaum hervor, ist aber dennoch ein sehr angenehmer Studienort. Die Stadt ist mit 100.000 Einwohnern recht klein und liegt von anderen Zentren relativ weitab, und die Universität ist trotz einer langen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Tradition eine Neugründung der 1970er Jahre. Mit ihrem Schwerpunkt auf internationaler fremdsprachlicher Ausbildung verfügt die Universität dennoch über interessante Schwerpunkte und die angenehme landschaftliche Umgebung sorgt für einen hohen Wohlfühlfaktor.

Die Stadt

Trier ist mit etwa 100.000 Einwohnern eine relativ kleine Stadt, die aufgrund ihrer abgelegenen Lage mit einigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Es gibt kaum Industrie und nachdem die einst größte französische Garnison in Deutschland mit dem Ende des kalten Krieges abzog, spielt auch das früher allgegenwärtige Militär eine weitaus weniger gewichtige Rolle. Aufgrund der zahlreichen antiken Bauwerke und Kunstschätze, dem allgegenwärtigen Weinbau sowie der landschaftlichen Schönheit des Umlandes, ist Trier jedoch ein großer Touristenmagnet geworden und das Geburtshaus von Karl Marx in der Brückenstraße zieht in den letzten Jahrzehnten immer mehr Besucher aus China an.

Die Atmosphäre der Stadt ist behaglich bis beschaulich. Trier ist eine mittelgroße Stadt inmitten eines weiten, ländlichen Umfeldes. Andere Großstädte sind relativ weit weg (Luxemburg 40 km, Saarbrücken 70 km, Mainz 120 km, Köln 140 km) – wer ein aufregendes Kultur- und Partyleben sucht, dürfte hier eher fehl am Platz sein. Gerade diese Mittellage macht Trier jedoch zu einem interessanten Standort für Studierende, die in keine der großen Universitätsstädte in NRW, Hessen oder Baden-Württemberg gehen möchten oder dort keinen Studienplatz bekommen können, aber nicht allzu weit von zu Hause weg möchten. Immerhin ist der Weg nach Frankreich und Luxemburg nicht weit, besonders die Stadt Luxemburg ist aufgrund ihres kosmopolitischen Erscheinungsbildes im Schnittbereich des deutschen und französischen Sprach- und Kulturraums sowie der zahlreichen europäischen Institutionen interessant. Für Besitzer eines Kraftfahrzeuges lohnt sich ein Abstecher in das überaus solvente Nachbarland auch aufgrund der unschlagbaren Benzinpreise (um 25 Cent Unterschied pro Liter).

Viele Studierende bleiben nicht über das Wochenende und während der Semesterferien, sondern streben stattdessen nach Hause, sodass die Stadt dann oft recht leer wirkt. Doch gereicht die Beschaulichkeit dem Studienstandort Trier durchaus zum Vorteil, denn gerade die hiesige Unaufgeregtheit ermöglicht eine Konzentration auf das Wesentliche. Obwohl Trier damit keine ausgesprochene Studentenstadt ist, stellt sie dennoch das einzige größere Zentrum auf deutschem Boden in weitem Umkreis dar und ist entsprechend Sitz zahlreicher Bildungs- und Verwaltungseinrichtungen sowie Gerichte für das Umland.

Donnerstags ist der Haupttag, um in Trier feiern zu gehen. Viele Clubs und Kneipen haben dann besondere Angebote. An der Universität ist die Kneipe „Übergang“ eine Institution in der schon Generationen von Studenten ihre Prüfungen begossen haben. Dort kann man zu studentenfreundlichen Preisen und guter Musik in entspannter Atmosphäre ein Bier genießen.

Die Hochschule

Die Universität Trier wurde erstmals 1473 gegründet, womit der Standort zu den ältesten in Deutschland zählt. Sie wurde jedoch durch die Franzosen 1798 geschlossen und erst 1970 im Zuge einer ganzen Welle von Hochschulneugründungen erneut eingerichtet. Anfangs war Trier ein Standort der Doppeluniversität Trier-Kaiserslautern, erlangte jedoch schon 1975 wie geplant die Selbständigkeit. Die Studierendenzahlen steigen langsam aber stetig an, sind jedoch mit etwa 15.000 eingeschriebenen Studenten aller Fachbereiche nicht vergleichbar mit großen Universitätsstädten wie etwa Münster, Köln oder Tübingen. Viele Studierende stammen aus dem nahegelegenen Luxemburg.

Die neue Universität wurde als Campusuniversität außerhalb der Altstadt auf einem Hügel im Stadtteil Tarforst komplett neu angelegt und auch heute hat die große Mehrheit der Fachbereiche (wie auch der Fachbereich V Rechtswissenschaft) dort ihren Sitz. Daher liegen Hörsäle, Seminarräume, Mensa und Bibliothek nah beieinander, was für den Lehr- und Lernbetrieb vorteilhaft ist. Nach Abzug der französischen Streitkräfte wurde ihr auf einem nahebei liegenden Hügel gelegener Stützpunkt in den sogenannten Campus II umgebaut, aus dem das ehemalige Militärhospital weithin sichtbar hervorsticht und der etwa einen Kilometer vom Campus I entfernt liegt. Hier haben die Institute für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der EG sowie das Institut für Umwelt- und Technikrecht ihren Sitz gefunden. Angenehm ist die Lage inmitten weitläufiger Park- und Grünanlagen, problematisch dagegen die relativ große Entfernung zum Stadtzentrum, wohin jedoch zahlreiche Buslinien verkehren. Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte sich des Höhenunterschiedes von etwa 150 m zwischen Universität und Innenstadt bewusst sein, der eine gute Kondition erfordert.

Besonders stolz ist die Universität Trier auf die bereits mehrfach ausgezeichnete Mensa am „Geo-Campus“.  Die Köche verarbeiten regionale Bio-Produkte und bieten abwechslungsreiche und sehr schmackhafte Stammessen an. Somit lohnt sich der kleine Weg vom Campus I rüber zu dem Campus II,wenn man Wert auf eine gute Küche liegt abseits von Massenabfertigungen.

Die Busverbindung von der Stadt hoch zur Universität ist während des Semesters sehr gut getastet, in den Semesterferien fahren die Busse jedoch in größeren Abständen.

Das Studium

Das Jurastudium in Trier unterscheidet sich auf den ersten Blick wenig von dem in anderen Städten. Von den etwa 15.000 Studierenden der Universität sind etwa 10% Juristen, sodass die Vorlesungen und die Bibliothek nicht allzu überfüllt sind. Zu den Besonderheiten der Trierer Ausbildung gehört der ausgesprochene Schwerpunkt auf fremdsprachlicher und internationaler Ausbildung  im Rahmen der sog. Fachspezifischen Fremdsprachenausbildung (FFA), sodass angehende Juristen, die nach einer Beschäftigung im Ausland oder auf europäischer Ebene streben, hier gut aufgehoben sind. Für Studenten, die bereits einen ausländischen juristischen Abschluss erworben haben, wird ein zweisemestriger Lehrgang angeboten, welcher die Grundzüge des deutschen Rechtes umfasst und mit dem Erwerb des Titels eines Magisters der Rechte (LL.M.) endet.

Trotz seiner geringen Größe ist Trier Verwaltungsmittelpunkt seines Umfeldes und beherbergt daher eine stattliche Anzahl von Behörden und Gerichten, sodass die im Rahmen des Studiums erforderlichen Praktika mühelos vor Ort absolviert werden können. Lediglich auf den Luxus der früher hier ansässigen Bezirksregierung muss man aufgrund des Übergangs zum zweistufigen Verwaltungsaufbau in Rheinland-Pfalz mittlerweile verzichten.

Die Betreuung der Studenten entspricht mit Arbeitsgemeinschaften u.ä. dem üblichen Muster. Es empfiehlt sich daher, wie fast überall sonst, dringend der Aufbau eines persönlichen Umfeldes für private Arbeits- und Lerngemeinschaften.

Gut ausgebaut wurde in den letzten Jahren die universitären Angebote zur Examensvorbereitung. Neben einem wöchentlichen Klausurenkurs wird einmal pro Semester ein Probeexamen angeboten. Darüber hinaus gibt es während des Semesters auch die Veranstaltung „Aktuelle Rechtsprechung für Examenskandidaten“, die sehr gut auf die mündliche Prüfung im Examen vorbereitet. Im Frage-Antwort Stil werden hier aktuelle Fälle besprochen.

Etwas Besonderes ist auch die Repetenten-AG: Hier wird Kandidaten, die durch das erste Examen durchgefallen sind, die Möglichkeit gegeben, in einer kleinen Gruppe unter Leitung eines Professors gezielt an den Schwächen zu arbeiten. Dieses Angebot ist wohl einzigartig und auf den besonderen Einsatz von Professor Dr. Eckardt (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Zivilprozessrecht) zurück zu führen.

Die gute Seele der juristischen Fakiltät stellt ohne Frage Frau Burkel dar. Ohne ihren Einsatz und guten Worte gäbe es wohl einige Jura-Absolventen weniger. Als Mitarbeiterin des Prüfungsamtes weiß sie über alles Bescheid und tröstet einen bei einer vergeigten Klausur und freut sich mit den Studenten, wenn das Examen endlich bestanden wurde.

Die Prüfungen

Die erste Staatsprüfung in Rheinland-Pfalz folgt weitestgehend den allgemein üblichen Bedingungen. Die schriftliche Prüfung besteht laut § 6 JAPO RPf aus sechs Klausuren, wobei drei im Bürgerlichen Recht, zwei im Öffentlichen Recht und eine im Strafrecht geschrieben werden. Dabei spielt jeweils auch das Verfahrensrecht sowie die europarechtlichen Bezüge und rechtsgeschichtlichen und rechtstheoretischen Grundlagenfächer eine Rolle. Die mündliche Prüfung entspricht dem allgemeinen Muster. Rheinland-Pfalz stellt dabei im Gegensatz zu z. B. Bayern keine extremen Anforderungen, soweit man das bei einer so anspruchsvollen Prüfung überhaupt so ausdrücken möchte.

  • Das Schwerpunktexamen kann in den folgenden Bereichen abgelegt werden:
  • Unternehmensrecht
  • Steuerrecht
  • Europäisches und Internationales Wirtschafts-und Steuerstrafrecht
  • Arbeits- und Sozialrecht
  • Umwelt und Infrastruktur
  • Grundlagen der europäischen Rechtsentwicklung
  • Europäisches und Internationales Recht

Die Bibliothek

Die Universitätsbibliothek auf dem Campus I darf als eines der Vorzeigeobjekte der Universität betrachtet werden. Sie ist zentral zwischen den Gebäuden gelegen und von überall her gut erreichbar. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bibliotheken ist sie nicht in viele verschiedene Fachbereichsbibliotheken aufgeteilt. Stattdessen sind die verschiedenen Abteilungen in einem Gebäude konzentriert und unmittelbar miteinander verbunden, was zu einer konkurrenzlosen Weitläufigkeit führt. Die Größe der Bibliothek macht es leicht, ein abgeschiedenes Plätzchen zum Arbeiten zu finden. Und wer Freude an Büchern hat, kann leicht einen Blick über den Tellerrand wagen und die anderen Abteilungen durchstöbern.

Einziger Wermutstropfen ist, dass die Öffnungszeiten der Bibliothek am Wochenende etwas kurz geraten sind: Sonntags ist die Bibliothek lediglich bis 15 Uhr geöffnet. Allerdings gibt dies dem Studenten auch die Möglichkeit, einmal zu entspannen und sich nicht nur der Juristerei zu widmen.

Fazit

Trier ist eine relativ kleine Universitätsstadt, die über innere Werte verfügt und eine angenehme Studienumgebung bietet. Ganz besonders Studenten aus den bevölkerungsstarken Bundesländern finden hier exzellente Möglichkeiten, falls sich kein Studienplatz nahe der Heimat anbietet oder kein solcher gewünscht wird.

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Anmerkungen

siehe auch: Jura-Studium- Universität Bayreuth

Jura Individuell informiert Sie über das juristische Studium vom ersten Semester bis zum zweiten Staatsexamen. Lesen Sie daher unsere nützlichen Artikel zur Motivation im Studium, über die Organisation und Struktur im Jura-Studium, über die Überwindung von Prüfungsangst, warum man sich für ein Jura Studium entscheiden sollte und was man gegen Lernprobleme machen kann. Außerdem beschäftigen sich unsere Artikel mit den Themen  des richtigen Lernens im Studium, dem Schutz gegen Überarbeitung  (Burnout) und wie man sich verhalten sollte, wenn man durch eine Prüfung durchgefallen ist. Weiterhin geben wir nützliche Tipps  zur Anfertigung einer Klausur oder Hausarbeit  sowie Vorbreitungshilfestellungen für die mündiche Prüfung.

Des weiteren erhalten Sie Hilfestellungen bei der Vorbereitung und Anfertigung der  Abschluss-, Schein-, Zwischenprüfungsklausuren (Zivilrecht, Öffentliches Recht, Strafrecht) und des  Staatexamen (Ablauf, mündliche Prüfung, Die Klausuren, Die Vorbereitung, Examen im Zivilrecht, Examensplan). Wir informieren Sie ebenfalls über Crashkurse zur Vorbereitung auf Klausuren und das Referendariat (Der erste Tag, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz).

Erfahren Sie mehr über die Tradition der Repetitorien, die Geschichte der modernen Universität, das Beamtentum, die Notwendigkeit der Repetitorien bei der Klausur- und Examensvorbereitung, die verschiedenen Formen von Repetitorien, den Ablauf des Individualunterrichtes sowie den Nutzen von ergänzenden juristischen Privatunterricht.

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