Wie macht man ein gutes Examen?
Wie kann man seine Chancen im Examen verbessern und was ist hilfreich zum erfolgreichen Durchlaufen der Prüfung? Wir haben die Antworten!
Jeder Student und Referendar bemüht sich, ein möglichst gutes Examen zu machen. Doch leider bleiben die Ausbilder, Professoren und Repetitoren dem Studenten eine einfache Antwort auf die Frage, wie das zu bewerkstelligen ist, oft schuldig. Das hat verschiedene Ursachen.
Zum einen ist die Frage, wie man ein gutes Examen macht, nicht leicht zu beantworten – schließlich dreht sich mit der Rechtswissenschaft und Repetitorien eine ganze Wissenschaft und ein Gewerbe (zumindest auch) um dieses Thema. Immerhin ist die Rechtswissenschaft ein weites Feld, die Examina sind berüchtigt schwer und anspruchsvoll und jeder Student tickt anders, sodass Patentrezepte kaum zu finden sind. Man kann argumentieren, dass es auf die Frage, wie man ein gutes Examen macht, so viele Antworten wie Studenten gibt.
Zum anderen liegt dies im Charakter des Studienganges selbst begründet. Dank des starken Überangebotes an Juristen und der Notwendigkeit von herausragenden Noten ist das Konkurrenzdenken in der Rechtswissenschaft stark ausgeprägt und die hohen Durchfallquoten veranschaulichen hinlänglich, dass die Anforderungen hoch angesetzt sind. Die Qualität der Ausbildung kann meist nur als bescheiden bezeichnet werden, die juristische Denkweise ist nicht leicht zu erlernen, Prüfungsergebnisse sind nur schwer zu durchschauen und die Studenten werden bezüglich der Fragen, worauf es beim Studium und in den Prüfungen ankommt, oft völlig alleingelassen. Dazu wird die Prüfungsangst gezielt geschürt und die immense Bandbreite der möglichen Prüfungsfragen und -themen trägt ebenfalls nicht dazu bei, den Kandidaten den Rücken zu stärken.
Es stellt sich somit die Frage, welche gemeinsamen Nenner sich finden lassen, um den Kandidaten die schwere Aufgabe zu erleichtern und herauszufinden, wie sie mit dem geringstmöglichen Aufwand den maximalen Effekt erzielen können. Da jeder Kandidat verschiedene Präferenzen sowie Schwächen und Stärken hat, sind diese Antworten sehr weit gefasst und betreffen mehr die Herangehensweise und Methodik.
1. Tugenden und Schwächen
Da Jurastudium und Examen darauf ausgelegt zu sein scheinen, Kandidaten mit bestimmten Charakterzügen zu begünstigen, ist ein möglicher Ansatz zur Verbesserung der Chancen, diese erwünschten Charakterzüge zu entwickeln und solche, die zum Erreichen dieses Zieles hinderlich sind, zurückzuschneiden.
Ganz abgesehen von den offensichtlich benötigten juristischen Fachkenntnissen und Fertigkeiten kommt es in den Examina auch auf Sekundärtugenden und Charakter an. Die durch das unerhört breite Themenspektrum, undurchsichtige Bewertungskriterien, hohe Durchfallquoten und miserable Ausbildung massiv geschürte Furcht vor Prüfungen und Examina begünstigt Kandidaten, die ehrgeizig sind, selbständig denken können, sich rasch zurechtfinden, stressresistent sind und sich nicht leicht irre machen lassen – alles Charakterzüge, die von einem Spitzenjuristen erwartet wurden (und werden), der für höhere Weihen in Frage kommt. Entsprechend ist eine Stärkung dieser Charakterzüge von Nutzen und je mehr die Prüfer davon bemerken, desto eher sind sie vermutlich geneigt, gute Noten zu geben.
Zu den nützlichen Sekundärtugenden dürften eine gute Beherrschung der deutschen Sprache sowie die Förderung von Fleiß und Durchhaltevermögen zählen. Diese sind von größtem Nutzen, wenn es um das Schreiben von Klausuren und sonstige Prüfungsaufgaben geht. Im Umkehrschluss liegt es auf der Hand, alle Schwächen zurückzuschneiden, die einen an der Stärkung oder Ausübung dieser Eigenschaften hindern.
2. Effizienz und Struktur
Um sich angemessen auf das Examen vorzubereiten und es einigermaßen intakt zu überstehen, muss man sich selbst nach Möglichkeit dazu in den Stand setzen. Dazu gehört der Aufbau einer Arbeits- und Tagesstruktur, die sowohl effizientes Lernen und Arbeiten als auch die ebenso notwendige Erholung davon und genügenden Ausgleich ermöglichen, damit man für die ungeheuer anstrengenden und fordernden Prüfungen sowohl geistig als auch körperlich so gut als möglich in Form ist. Ein weiterer Bestandteil ist das zeitnahe Anwenden und Umsetzen des Gelernten in der Klausur, möglichst in Form eines Klausurenkurses mit Korrektur, um das korrekte Schreiben zu üben, aus Fehlern zu lernen und die nötige körperliche und geistige Ausdauer zu entwickeln, die man bei den vielen stressigen Klausuren in jedem Fall benötigen wird.
3. Lernplanung und Methodik
Die Examensvorbereitung im engeren Sinne sollte nach Möglichkeit nicht zu weit ausgedehnt werden, um den vorhersehbaren Stress in handhabbaren Grenzen zu halten und der fast unvermeidlichen Prüfungsangst nicht zu viel Raum zu geben. Deshalb kann es nicht schaden, sich einen Lernplan aufzustellen und zeitliche Ziele zu setzen, bis wann ein bestimmtes Themengebiet durchzuarbeiten ist.
Nicht nur isoliertes Faktenwissen ist wichtig, sondern auch das Erkennen von Mustern, Zusammenhängen und unterliegenden Prinzipien, von denen sich viele durch die gesamte Rechtswissenschaft schlängeln. Entsprechend gilt es, das Auge für solche Zusammenhänge und Komplexe zu schärfen, die einen oft genug auf entscheidende Fragen und Antworten aufmerksam machen.
Von höchster Wichtigkeit – es ist kaum möglich, das stark genug zu betonen – ist das selbständige Schreiben von Klausuren, da nur so die erforderliche Routine und Ausdauer gelernt werden kann, die man im Examen unbedingt benötigt. Dabei ist selbstredend nicht nur die Schreibarbeit wichtig, sondern auch die Art und Weise der Formulierung und Falllösung, um die man nicht herumkommt und die sich in der Klausur mit Abstand am besten lernen lassen. Auch das Erlernen des Umgangs mit einem Kommentar (für das zweite Staatsexamen) ist zwingend erforderlich.
4. Ruhig Blut
Mit am schwierigsten dürfte es für manche sein, sich bei der Vorbereitung auf das extrem wichtige Ereignis Examen nicht selbst kirre zu machen und zuschanden zu arbeiten. Es ist von höchster Wichtigkeit, nach Möglichkeit entspannt und zuversichtlich in die Prüfung zu gehen. Das Examen ist eine Zeitspanne extremer Anforderungen und je besser man sich dieses Drucks zu erwehren vermag, desto besser sind auch die Aussichten. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, die Vorbereitung und das Examen selbst nach Möglichkeit nicht zu sehr zeitlich auszudehnen, um die Dauerbelastung möglichst gering zu halten.
5. Viel Glück
Für die Examina gilt trotz aller Vorbereitung im Prinzip die alte Weissagung, die auch für Gerichtsverfahren und Seereisen gilt: dort sind wir alle in Gottes Hand. Doch ebenso gilt die alte Weisheit, dass Gott demjenigen hilft, der sich selbst zu helfen weiß. Je souveräner und unaufgeregter man in die Prüfung gehen kann, desto besser stehen auch die Chancen.
Und selbst wenn es nicht klappt – das kann in den besten Familien vorkommen und ist kein Beinbruch, und obwohl es natürlich ärgerlich ist, heißt das keineswegs gleich, dass man nichts draufhat und dass ein zweiter Versuch sinnlos wäre.
In diesem Sinne: alles Gute und viel Glück!
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